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Schwefelsäure

Schwefelsäure
28. Juli 2011 20:33
Hallo zusammen,

ich habe die vergangenen zwei Tage das erste mal versucht zwei Alu Teile selbst zu eloxieren.
Das hat soweit auch ganz gut geklappt, jedoch habe ich Probleme mit dem Schwefelsäurebad.

Dieses sollte ja elektrisch leitfähig sein.

Zum ersten Ausprobieren habe ich dazu 4 x 500ml Batteriesäure mit 3l Wasser verschmischt
(ja die Mischung ist etwas sehr gestreckt). Das hat soweit auch gut funktioniert.
Habe dabei mit einer Spannung von rund 15V und einem Strom von 1,5A anodisiert.
Nach einiger Zeit war das Bad jedoch nicht mehr leitfähig, d.h. mein stromgeregeltes Netzteil hat
selbst bei Spannungen bis zu 30V nicht mehr geschafft irgend einen Strom durchs Bad fließen zu lassen.

Da dachte ich mir heute es liegt vielleicht daran, dass die Säurekonzentration einfach zu gering war (aufgrund der Streckung).
Deshalb besorgte ich heute in der Apotheke 1l technische Schwefelsäure (96%).

Meinem vorhandenen Bad habe ich dann noch 3l Wasser und den Liter Schwefelsäure hinzugegeben. Ich denke so sollte ich rund bei 20%
Schwefelsäureanteil liegen.
Das Anodisieren hat nun wieder 45 Minuten funktioniert, danach selbiges Problem. Das Bad war nicht mehr leitfähig.

Woran kann das liegen? Als Kathode verwende ich Bleiblech aus der Dachdeckerei. Ist die Oberfläche der Kathode vielleicht zu groß?
Habe das Blech komplett in den Kunststoffbehälter hineingebogen.

Vielleicht weiß von euch einer Rat.

Vielen Dank und Beste Grüße

Sven
Re: Schwefelsäure
29. Juli 2011 14:16
Hallo, Sven!

Sei bitte nicht ungehalten, aber Deiner Schilderung fehlen sämtliche Anhaltspunkte zur Fehlerdiagnose. In diesem Beitrag findest Du die anzuführenden Punkte.

Grundsätzlich aber ist folgendes zu bemerken:
1)
Verdünnte Schwefelsäure leitet den elektrischen Strom immer und unbedingt, die verbraucht sich nicht und wird auch nicht plötzlich zum Isolator! An Deinem Bad lag es also nicht.
Du hast zunächst 2 l Akkusäure mit 3 l Wasser gemischt und damit 5 l Badflüssigkeit erhalten. Akkusäure enthält pro Liter, je nach tatsächlicher Konzentration, grob gerechnet ca. 470 g Schwefelsäure, Du hast also ein Bad mit 940 g/5 l bzw. 188 g/l angerührt. Das entspricht etwa einer Konzentration von 17 %.
Dein Bad ist also keineswegs "etwas sehr gestreckt", sondern schlicht ideal.
Um die Deiner Meinung nach zu wenig konzentrierte Mischung aufzupäppeln, hast Du weitere 3 l Wasser und einen Liter 96 %ige Schwefelsäure zugegeben.
Was ist passiert?
Die technische Schwefelsäure enthält ungefähr 1.685 g Schwefelsäure pro Liter. Dein nachkonzentriertes Bad hat nun ein Volumen von 5 l (ursprünglich) + 4 l (neu), also insgesamt 9 l. In diesen 9 Litern sind 940 g (ursprünglich) + 1.685 g (neu) Schwefelsäure enthalten, zusammen also 2.625 g. Die neue (starke) Lösung hat also 2.625 g/9 l oder gerundet 292 g/l, was einer Konzentration von etwa 25% entspricht.
Das ist aber für's dekorative Eloxieren viel zu viel, 20 % ist schon starker Tobak, 15 - 17 % wäre ideal!

2)
Bleibleich ist die ideale Kathode, nur Reintitan wäre besser.
Die Kathodenfläche kann nie zu groß sein.

3)
Der von Dir geschilderte Sachverhalt ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Kontaktierungsproblem, das immer dann auftritt, wenn sich unter einer zu losen/zu kleinen Kontaktstelle Eloxal bildet, das - weil isolierend - den Stromfluss unterbricht.

Zum Abschluss noch mein Standardsatz:
Überflüssig zu erwähnen, dass sich der Problemlösungsansatz durch Lesen der einschlägigen Forumsbeiträge hätte finden lassen!

Grüße, Rudi

___________________________________________________
Wenn Du sicher bist, richtig gemessen zu haben, miss nochmal!
Re: Schwefelsäure
29. Juli 2011 14:33
Hallo,

-seve-:
Habe dabei mit einer Spannung von rund 15V und einem Strom von 1,5A anodisiert.
Nach einiger Zeit war das Bad jedoch nicht mehr leitfähig, d.h. mein stromgeregeltes Netzteil hat
selbst bei Spannungen bis zu 30V nicht mehr geschafft irgend einen Strom durchs Bad fließen zu lassen.

Das sieht stark nach einer zu lockeren Kontaktierung aus:
Anfangs fliesst über die blanke Kontaktstelle der eingestellte Strom und es bildet sich auf der übrigen Oberfläche die Eloxalschicht. Durch eine (minimale) Erschütterung verschiebt sich der Kontaktpunkt dann aber etwas und gelangt zwangsläufig auf die bereits eloxierte Schicht. Bereits nach 60 Sekunden Anodisierdauer ist dort der Schichtwiderstand so hoch, dass praktisch kein Strom mehr fliesst: Stromabriss.

Also ganz wichtig: es reicht - im Gegensatz zu anderen galvanischen Verfahren wie vergolden etc. - nicht, die Teile nur lose einzuhängen, sondern diese müssen schon stramm verrutschsicher kontaktiert werden (gebogene Titandrahtfeder oder eingeschraubte Gewindestange etc.).

Am Säurebad sollte das nicht liegen.

Mit freundlichen Grüßen,
Christoph Drube
Electronic Thingks

Edit: Ah, da war Rudi schneller ;-)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29. Juli 2011 14:35.
Re: Schwefelsäure
30. Juli 2011 11:50
Danke Rudi, danke Christoph für eure Antworten!

@Rudi

Da ich davon ausgegangen bin, dass es ein Bad- Problem und kein Kontaktierungsproblem ist, hatte ich diesen Thread erstellt.
Kenne mich mit Chemikalien etc. und den Chemischen Abläufen nicht so gut aus, und dachte eben, dass das Bad aus irgendwelchen Gründen kaputt gegangen ist.

@Rudi und Christoph

Ich werde es nun mit einer strammeren Kontaktierung von Bauteil und Titandraht noch einmal versuchen, berichte dann hier wies gelaufen ist!

Grüße

Sven
Re: Schwefelsäure
01. August 2011 17:08
Hallo zusammen,

der Vollständigkeit halber: es lag an der Kontaktierung von Draht zu Werkstück. Das war wohl nicht straff genug... also vielen Dank für den Hinweis =)

Grüße Sven
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