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Stromberechnung & Probleme mit 7075 Alu

Stromberechnung & Probleme mit 7075 Alu
28. Juli 2010 01:13
Liebe Eloxierfreunde,

habe angefangen selber Kleinserien zu eloxieren.
Top-Netzteil (regelbar bis 30 A)vorhanden, starke Badumwalzung mit großen Propeller, Temperatur so bei 18-22 Grad, Säurekonzentration 18-20% ohne Harteloxierzusatz, 2 Stufen-Sealing, 2 Bleiplattenkathoden gegenüberliegend (davor Aluplattenkathoden, aber auch ohne Erfolg), alle Teile an Titandraht hängend, Alureiniger, Salpetersäure- Tauchbad vor und nach dem Eloxiervorgang.

Und jetzt zum Problem: Trotzt alle Utensilien und Regelbefolgungen, kann man die Teile (7075 Alu) teilweise die Farbe (bordeux-rot) abwischen, bei manchen ist die Oberfläche sogar milchig matt-schleierhaft.
Die Farbe mit Pufferzusatz und Konservierung angemacht, wie beschrieben, Färbevorgang dauerte ca. 10 Minuten.


Das Färben klappt wunderbar: Nach dem Färben ist beim Spülen überhaupt kein "Ausbluten" festzustellen, daher war ich fest der Annahme, daß die Eloxalschicht top ist, oder auch nicht?

Jetzt die wichtige Frage zur richtigen Stromberechnung: Meine Teile (7075) haben alle die gleiche Baufrom und eine Gesamtfläche von 32 cm²

Berechnet habe ich so: 32 cm² / 100 * 1,5 = 0,48 A > aufgerundet auf 0,5 A

Im Bad hatte ich die 9 Teile gleicher Bauart und Legierung eingehängt, also 0,5 A * 9 Teile = 4,5 A


Also habe ich das Netzteil auf 14 Volt und 4,5 Ampere eingestellt und die Teile 1 Stunde eloxiert.
Ich hoffe, meine Berechnung war richtig, falls nicht, seid so nett und korrigiert mich.

Wie gesagt, nach dem 2 Stufen Sealing, habe ich kein einziges Teil hinbekommen, die Farbe lässt sich partiell abwischen, manche Teile haben eine milchige matte Oberfläche.

Bin am Ende meines Lateins und bin für jeden hilfreichen Tipp sehr dankbar, verspreche demjenigen der mir weiterhilft eine gute Flasche Wein.
Vielen Dank im Voraus!

Beste Grüße,
Alfred



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 28. Juli 2010 01:15.
Re: Stromberechnung & Probleme mit 7075 Alu
28. Juli 2010 09:36
Hallo, Alfred!

Anfangs gleich die gute Nachricht: Der Strom ist richtig berechnet.
Ein paar Ungereimtheiten sind mir aber aufgefallen:
Salpetersäure- Tauchbad vor und nach dem Eloxiervorgang
Das Tauchen in Salpetersäure vor dem Eloxiervorgangdient dazu, die dunklen bis schwarzen Beläge abzubauen, die beim Beizen (Reinigen) in Natronlauge bei manchen Legierungen entstehen können. Bleiben die Teile beim Reinigen blank, ist das Slpetersäurebad nicht erforderlich, es genügt eine gründliche Spülung in demineralisiertem Wasser.
Nach dem Eloxiervorgang ist keinerlei Behandlung außer gründlichster Spülung mehr erwünscht. Ich halte ein weiteres Säurebad zu diesem Zeitpunkt für schädlich!
Temperatur so bei 18-22 Grad, Säurekonzentration 18-20%
Die Temperatur würde ich bei 15 - 18 Grad halten, nicht über 20 Grad, die Rücklösungsgefahr steigt!
Die Säurekonzentration liegt auch am oberen Ende der "guten" Werte, ebenfalls wegen der Rücklösungsgefahr. Ich stelle grundsätzlich auf 15% = Dichte 1,1 ein.

Nach dem Färben kannst Du Dir das Spülen ersparen, sofort ins Sealbad damit! Spülen kann bestenfalls keine Auswirkungen haben, schlechtestenfalls aber die Farbablagerungen in den Poren beeinträchtigen.
Also habe ich das Netzteil auf 14 Volt und 4,5 Ampere eingestellt
Eingestellt wird nur der Strom, nie die Spannung; der Vorgang ist dabei folgender:
1) Stromregler zudrehen (0), Spannungsregler voll aufdrehen (max).
2) Elektrische Verbindung zu Kathode und Anodisiergut herstellen.
3) Stromregler langsam aufdrehen, bis der errechnete Wert erreicht ist. Eine vorhandene Konstantstromanzeige sollte jetzt leuchten.
Die Spannung stellt sich aufgrund das Badwiderstandes ein, da wird nichts mehr geregelt!

Die schlechte Nachricht zum Schluss:
7075 ist eine beim dekorativen Eloxieren problematische Legierung. Die Farbaufnahme kann ungenügend sein, Farben können nach dem Sealen verändert erscheinen, helle Farben können unter Umständen gar nicht erreicht werden.
Bordeauxrot sollte allerdings machbar sein, zumindest bei satter Einfärbung. Falls Deine Farbe bereits nach 10 Minuten färben zu dunkel war, versuch es mal mit geringerer Farbkonzentration, aber mit 20 Minuten Verweildauer im Farbbad.

Grüße, Rudi

___________________________________________________
Wenn Du sicher bist, richtig gemessen zu haben, miss nochmal!
Re: Stromberechnung & Probleme mit 7075 Alu
28. Juli 2010 18:26
Hallo Alfred,

du schreibst die Farbe liese sich partiell abwischen. Das liegt möglicherweise an der Platzierung der Bauteile im Bad, bzw. im elektrischen Feld. In dem Fall schirmen sich die Teile gegenseitig regelrecht ab. An den betreffenden Stellen ist der Schichtaufbau mangelhaft und die Farbe kann einfach abgewischt werden.
Ich empfehle dir erstmal ein einzelnes Teil zu eloxieren, evtl. auch ein Probestück (Minimaleloxierung) um auch Sachen wie die Kontaktiernug auszuschliessen. Wenn das funktioniert kannst du dich weiter an das Problem heranarbeiten.

Auf jeden Fall kann man 7075 prima mit dem Bordeauxrot färben :-)


@katerleo: Ich halte das Spülen nach dem Färben für sinnvoll und spüle immer. Dabei kommt jede Menge Farbe runter, die dann logischerweise nicht die Sealinglösung verunreinigt. Dadurch kann man die Sealinglösung viel länger verwenden, auch wenn man z.B. erst dunkle und dann helle Farben hat. Ich würde jedenfalls nur ungern ein hellgelb gefärbtes Teil in eine undurchsichtig schwarze Sealinglösung geben, in der zuvor tiefschwarze Teile gekocht wurden. Vielleicht funktioniert das aber doch, habe es noch nicht probiert (werde ich auch nicht).

Was auch vorteilhaft am Spülen ist: Grobe Fehler werden vorm Sealing erkannt.
Im Fall von Alfreds Teilen wäre die Farbe bestimmt schon vorher abgegangen und er hätte sich einen Arbeitsgang sparen können.


Grüsse,

Thomas.



...Rechtschreibefehler



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 28. Juli 2010 18:28.
Re: Stromberechnung & Probleme mit 7075 Alu
28. Juli 2010 19:33
Hallo Rudi,

voerst vielen Dank für die schnelle Reaktion und den Tipps.
Soeben habe ich meine Teile wieder im Bad und werde die Tipps beherzigen.
Bin gespannt was und wie es wird. :)

Salpetersäure nahm ich immer davor um den Ruß wegzubekommen nach dem Beizen.
Nach dem Bad habe ich es getan, weil Hr. Drube mir gesagt hat, daß es die Poren nochmals öffnet.

Natürlich alle diese Vorgänge mit dest. Wasser zwischengespült.

Kann mir jemand sagen wie man schnell und kostengünstig eine aktive Kühlung bauen kann?
Zur Zeit kühle ich mit eine Armee an Kühlakkus die sich in der Auffangwanne mit Wasser befinden.

Besten Dank nochmal und viele Grüße!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 28. Juli 2010 19:40.
Re: Stromberechnung & Probleme mit 7075 Alu
28. Juli 2010 19:37
Drehodor:
Hallo Alfred,

du schreibst die Farbe liese sich partiell abwischen. Das liegt möglicherweise an der Platzierung der Bauteile im Bad, bzw. im elektrischen Feld. In dem Fall schirmen sich die Teile gegenseitig regelrecht ab. An den betreffenden Stellen ist der Schichtaufbau mangelhaft und die Farbe kann einfach abgewischt werden.
Ich empfehle dir erstmal ein einzelnes Teil zu eloxieren, evtl. auch ein Probestück (Minimaleloxierung) um auch Sachen wie die Kontaktiernug auszuschliessen. Wenn das funktioniert kannst du dich weiter an das Problem heranarbeiten.

Auf jeden Fall kann man 7075 prima mit dem Bordeauxrot färben :-)


@katerleo: Ich halte das Spülen nach dem Färben für sinnvoll und spüle immer. Dabei kommt jede Menge Farbe runter, die dann logischerweise nicht die Sealinglösung verunreinigt. Dadurch kann man die Sealinglösung viel länger verwenden, auch wenn man z.B. erst dunkle und dann helle Farben hat. Ich würde jedenfalls nur ungern ein hellgelb gefärbtes Teil in eine undurchsichtig schwarze Sealinglösung geben, in der zuvor tiefschwarze Teile gekocht wurden. Vielleicht funktioniert das aber doch, habe es noch nicht probiert (werde ich auch nicht).

Was auch vorteilhaft am Spülen ist: Grobe Fehler werden vorm Sealing erkannt.
Im Fall von Alfreds Teilen wäre die Farbe bestimmt schon vorher abgegangen und er hätte sich einen Arbeitsgang sparen können.

Hallo Thomas,

vielen Dank für die Tipps, das Spülen mit dest. Wasser vor dem Sealing-Salz fand ich auch sinnvoll, da man bereits das Bluten besser sieht.
Aber bei mir was das Ausbluten kaum da, daher was ich immer der Annahme, daß beim Sealen irgendetwas schief läuft.
Selbst nach dem Sealing-Salz, habe ich immer dazwischen gespült, dann in die kochende Sealing-Lösung reingetan.

FRAGE: Wie lange lässt du deine 7075er Teile im Sealing-Salz und bei wieviel Grad?

Danke und beste Grüße,

Alfred




Grüsse,

Thomas.



...Rechtschreibefehler
Re: Stromberechnung & Probleme mit 7075 Alu
28. Juli 2010 21:58
Hallo, Alfred!

Thomas hat sich eine ganz entzückende aktive Kühlung gebaut. Schau Dir mal seinen Beitrag an!

Grüße, Rudi

___________________________________________________
Wenn Du sicher bist, richtig gemessen zu haben, miss nochmal!
Re: Stromberechnung & Probleme mit 7075 Alu
28. Juli 2010 23:38
devilrc: FRAGE: Wie lange lässt du deine 7075er Teile im Sealing-Salz und bei wieviel Grad?

Ich mache das wie in der TM-2 beschrieben, 5g/L 70°C, 5 min. Dann kurz mit VE-Wasser abspülen und in die Sealinglösung.


Dein Problem hat andere Ursachen. Mangelhafte Schichtbildung liegt entweder direkt an Parametern der Anodisierung (Säuredichte,Temperatur,Stromstärke,Dauer) oder an der Vorbereitung der Werkstücke. Es wäre auch denkbar das alte Eloxalschichten, fettige Rückstände oder Lackreste die Schichtbildung stören. Das kann man durch sorgfältiges Arbeiten ausschliessen.
Wenn das Ergebnis nicht besser wird kannst du auch mal Bleche einer anderen Legierung eloxieren. Ich habe zwar gute Erfahrungen mit 7075 gemacht, aber ich habe auch schon von schlechten gehört. Es soll, bedingt durch den Produktionsprozess (z.B. Walzen), Veränderungen im Gefüge geben. Die können sich dann negativ auf die Schichtbildung auswirken. Ich eloxiere meistens Teile aus Rundmateriel, vielleicht treten hier diese Veränderungen nicht auf? Es hilft nichts, du musst es ausprobieren.


Thomas.
Re: Stromberechnung & Probleme mit 7075 Alu
29. Juli 2010 12:47
Hallo
Also ich habe letztens auch immer 4 Stück auf einmal eloxiert und es gab natürlich auch Probleme, aber ich habesie dann doch in den Griff bekommen.
Ganz wichtig dabei ist derKontakt zum Werkstück.

alle Teile an Titandraht hängend:

Sind die Stücke jetzt nur gehängt worden oder war ein richtiger Steckkontakt vorhanden ?

Ich machs immer so, daß ich ein kleines Loch mit 1,5 mm bohre und dann das Werlstück richtig draufstecke. Dann ein Versuch ob sich dieses drehen lässt. Wenn ja dann drücke ich den Kontackt mit der Zange noch etas auseinander. Nur diese Art von Kontaktierung kann dich vor unliebsamen Überraschungen befreien.

Auch eine gute Durchflutung des Bades ist wichtig, ich habe mir dazu dies gebaut:



Mehr dazu hier.....




Mit einem Datenblatt aller Alulegierungen kann ich auch noch aufwarten. Gugst du:






L.G.

Walter



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 29. Juli 2010 12:50.
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