Anodisiertechnologie • Energiesysteme
Mikroelektronik • Systemsoftware

Forum

Drucken E-Mail
Willkommen! Anmelden Registrieren

Ausbluten bei Sealsalz

Ausbluten bei Sealsalz
06. November 2019 22:53
Hallo zusammen,

ich habe letztes Wochenende das erste Mal versucht mit zweistufigem Sealing zu arbeiten. Die Teile wurden türkis gefärbt, dabei sind mir beim Bad mit dem Sealsalz die Teile leicht ausgeblutet, d.h. das Bad wurde leicht bläulich. Nun sollte das Sealsalz ein Ausbluten ja verhindern, wobei ich mir vorstellen könnte dass ein ganz leichtes Ausbluten nie zu verhindern ist. Daher meine Frage, ist ein leichtes Ausbluten normal?

Falls es nicht normal ist: Ich vermute dass sich bei mir das Bad aufgrund von mindestens einem misslungenem Teil verfärbt hat. Bei diesem hat sich nur eine schlechte Eloxalschicht gebildet (vermutlich wegen zu hoher Temperatur), d.h. nach dem Sealen konnte man an einigen Stellen die Farbe mit dem Finger wegwischen/war die Oberfläche schmierig. Gut, ich versuche es mal mit einem deutlich kühleren Anodisierbad, aber zu meinem Sealbad: sollte ich es verwerfen (weil z.B. die Gefahr des Rückfärbens besteht) oder kann ich es noch benutzen (weil ein Rückfärben eben nicht möglich ist)?

Außerdem sind die Teile mit der besseren Eloxalschicht eher blau als türkis geworden (bei 15 min Färbedauer und 0,5 g/l; auch nach 5 min Färbedauer war das Teil schon eher mattes Blau anstatt türkis, nicht so wie auf den Bildern). Vermutung: keine ordentlich ausgebildete Schicht bzw. Poren, sodass sich die Farbstoffe nur an der Oberfläche abgelagert haben? Daher auch das leichte Wegwischen?
Für jegliche Tips dankbar!

Gruß, Jeromin

Hier noch mein Setup:

Legierung: AlMg4,5Mn
Geometrie: fräsbearbeitete Platten

Oberflächenbehandlung: glasperlgestrahlt
Reinigung mit Reinigungsmittel Alu und angegebenen Badparametern, 10 min

Anodisierbad: 9 Liter 17,5%ige Schwefelsäure
Badtemperatur: 18° vorher, 22-23° nacher
Umwälzung mittels Rührfisch
aufgehängt an 1,5mm Titandraht
Dauer 90 min mit 6 A (aus Temperaturgründen runtergeregelt)
am stromgeregelten Netzteil ging die Spannung während der letzten halben Stunde runter -> zu hohe Rücklösung, daher Schichtabbau?

Spülen unter laufendem Wasser, danach gewässert im Bad mit dest. Wasser

Farbstoff: türkis, Konzentration 0,5 g/l, 15 min
pH-Wert: vor Einfärben um die 5,7
Pufferzusatz & Konservierungszusatz ja
Badtemperatur: 55-60°, Umwälzung ja

Spülen wie vorher

Zweistufiges Sealing
- Sealsalz, 80°, 5 min
- Sealinglösung 90, mind. 90°, 45 min
Re: Ausbluten bei Sealsalz
07. November 2019 13:38
Hallo!

tyllurius:
ich habe letztes Wochenende das erste Mal versucht mit zweistufigem Sealing zu arbeiten. Die Teile wurden türkis gefärbt, dabei sind mir beim Bad mit dem Sealsalz die Teile leicht ausgeblutet, d.h. das Bad wurde leicht bläulich. Nun sollte das Sealsalz ein Ausbluten ja verhindern, wobei ich mir vorstellen könnte dass ein ganz leichtes Ausbluten nie zu verhindern ist. Daher meine Frage, ist ein leichtes Ausbluten normal?

Gänzlich kann man es kaum verhindern - zumindest der Farbstoff, der oberflächlich außerhalb der Poren haftet, wird in keinem Fall mitversiegelt. Fast ohne Ausbluten kann man arbeiten, indem man die Teile nach der Färbung sehr(!) kurz abspült.

Falls es nicht normal ist: Ich vermute dass sich bei mir das Bad aufgrund von mindestens einem misslungenem Teil verfärbt hat. Bei diesem hat sich nur eine schlechte Eloxalschicht gebildet (vermutlich wegen zu hoher Temperatur), d.h. nach dem Sealen konnte man an einigen Stellen die Farbe mit dem Finger wegwischen/war die Oberfläche schmierig. Gut, ich versuche es mal mit einem deutlich kühleren Anodisierbad, aber zu meinem Sealbad: sollte ich es verwerfen (weil z.B. die Gefahr des Rückfärbens besteht) oder kann ich es noch benutzen (weil ein Rückfärben eben nicht möglich ist)?

Farbverfälschungen kann man bei der Sealvorstufe fast ausschließen, da der Porenverschluss in der Tat extrem schnell erfolgt. Auf jeden Fall würde ich es mit einem Teststück versuchen, bevor ich das Bad entsorge. Wichtig dabei: diese Bäder sind schwermetallhaltig, also nicht einfach wegschütten, sondern mit Branntkalk (CaO) ausfällen und abfiltrieren!

Außerdem sind die Teile mit der besseren Eloxalschicht eher blau als türkis geworden (bei 15 min Färbedauer und 0,5 g/l; auch nach 5 min Färbedauer war das Teil schon eher mattes Blau anstatt türkis, nicht so wie auf den Bildern). Vermutung: keine ordentlich ausgebildete Schicht bzw. Poren, sodass sich die Farbstoffe nur an der Oberfläche abgelagert haben? Daher auch das leichte Wegwischen?
Für jegliche Tips dankbar!

Das kann aber auch an der Konzentration oder der Legierung liegen.

Abwischen lassen sollten sich die Farbstoffe aber in keinem Fall.

Der Grund dafür liegt fast immer in einem zu warmem Anodisierbad, das zu einer schlechten Schicht führt, deren Poren sich dann nicht mehr schließen lassen.

Also: das Anodisierbad sollte nicht wärmer werden - zumal die Temperatur direkt an der Grenzschicht nochmal etwas höher ist als im restlichen Bad gemessen werden kann.

Dazu kommt natürlich, dass AW-5083 nicht optimal für das Eloxieren ist. Man kann es zwar färben, allerdings hat die Schicht schon ein gewisse Eigenfärbung. Auch wenn es aus dem Material sehr schöne gegossene Platten gibt: wenn es auch optisch schön sein soll, würde ich anderes Material verwenden.

Mit freundlichen Grüßen,
Christoph Drube
Electronic Thingks



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 07. November 2019 13:39.
Re: Ausbluten bei Sealsalz
07. November 2019 22:06
Hallo Herr Drube,

vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort!

Christoph Drube:
Hallo!

tyllurius:
ich habe letztes Wochenende das erste Mal versucht mit zweistufigem Sealing zu arbeiten. Die Teile wurden türkis gefärbt, dabei sind mir beim Bad mit dem Sealsalz die Teile leicht ausgeblutet, d.h. das Bad wurde leicht bläulich. Nun sollte das Sealsalz ein Ausbluten ja verhindern, wobei ich mir vorstellen könnte dass ein ganz leichtes Ausbluten nie zu verhindern ist. Daher meine Frage, ist ein leichtes Ausbluten normal?

Gänzlich kann man es kaum verhindern - zumindest der Farbstoff, der oberflächlich außerhalb der Poren haftet, wird in keinem Fall mitversiegelt. Fast ohne Ausbluten kann man arbeiten, indem man die Teile nach der Färbung sehr(!) kurz abspült.

Falls es nicht normal ist: Ich vermute dass sich bei mir das Bad aufgrund von mindestens einem misslungenem Teil verfärbt hat. Bei diesem hat sich nur eine schlechte Eloxalschicht gebildet (vermutlich wegen zu hoher Temperatur), d.h. nach dem Sealen konnte man an einigen Stellen die Farbe mit dem Finger wegwischen/war die Oberfläche schmierig. Gut, ich versuche es mal mit einem deutlich kühleren Anodisierbad, aber zu meinem Sealbad: sollte ich es verwerfen (weil z.B. die Gefahr des Rückfärbens besteht) oder kann ich es noch benutzen (weil ein Rückfärben eben nicht möglich ist)?

Farbverfälschungen kann man bei der Sealvorstufe fast ausschließen, da der Porenverschluss in der Tat extrem schnell erfolgt. Auf jeden Fall würde ich es mit einem Teststück versuchen, bevor ich das Bad entsorge. Wichtig dabei: diese Bäder sind schwermetallhaltig, also nicht einfach wegschütten, sondern mit Branntkalk (CaO) ausfällen und abfiltrieren!

In Ordnung, dann werde ich das Bad erstmal weiterverwenden. Das Ausbluten stört mich nicht, nur eine Rückfärbung wäre nicht so toll. Ein Werkstück mit der Farbe zum Vergleich habe ich leider nicht da...

Christoph Drube:
Farbverfälschungen kann man bei der Sealvorstufe fast ausschließen, da der Porenverschluss in der Tat extrem schnell erfolgt. Auf jeden Fall würde ich es mit einem Teststück versuchen, bevor ich das Bad entsorge. Wichtig dabei: diese Bäder sind schwermetallhaltig, also nicht einfach wegschütten, sondern mit Branntkalk (CaO) ausfällen und abfiltrieren!

Außerdem sind die Teile mit der besseren Eloxalschicht eher blau als türkis geworden (bei 15 min Färbedauer und 0,5 g/l; auch nach 5 min Färbedauer war das Teil schon eher mattes Blau anstatt türkis, nicht so wie auf den Bildern). Vermutung: keine ordentlich ausgebildete Schicht bzw. Poren, sodass sich die Farbstoffe nur an der Oberfläche abgelagert haben? Daher auch das leichte Wegwischen?
Für jegliche Tips dankbar!

Das kann aber auch an der Konzentration oder der Legierung liegen.

Abwischen lassen sollten sich die Farbstoffe aber in keinem Fall.

Der Grund dafür liegt fast immer in einem zu warmem Anodisierbad, das zu einer schlechten Schicht führt, deren Poren sich dann nicht mehr schließen lassen.

Also: das Anodisierbad sollte nicht wärmer werden - zumal die Temperatur direkt an der Grenzschicht nochmal etwas höher ist als im restlichen Bad gemessen werden kann.

Dazu kommt natürlich, dass AW-5083 nicht optimal für das Eloxieren ist. Man kann es zwar färben, allerdings hat die Schicht schon ein gewisse Eigenfärbung. Auch wenn es aus dem Material sehr schöne gegossene Platten gibt: wenn es auch optisch schön sein soll, würde ich anderes Material verwenden.

Mit freundlichen Grüßen,
Christoph Drube
Electronic Thingks

Ja, dass die Legierung zum Eloxieren nicht die idealste hab ich jetzt auch gemerkt :( ..ich brauche aber in erster Linie Plattenmaterial welches sich gut fräsen lässt, außerdem lieferbar (Kleinmengen!) und bezahlbar ist. Andere für mich beziehbare Legierungen in Dreh- und Fräsqualität sind entweder noch schlechter eloxierbar (AlCuMg1, AlZnMgCu1,5) oder nur mäßig zerspanbar (AlMg3). Kennt jemand eine Legierung die es als Plattenmaterial in bezahlbaren Kleinmengen gibt?

Werde mal einen Testdurchgang mit kühlerem Bad, einer geeigneten Legierung zum Vergleich und einer anderen Farbkonzentration starten...
Re: Ausbluten bei Sealsalz
27. Februar 2020 06:28
Seit jeher Eloxiere ich die Legierung 7075 sie bekommt von haus aus schon beim Eloxieren eine Goldfärung.
Welche sich aber beim Färben nicht groß bemerkbar macht.
In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen