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Werkstückhalterung - Anodenmaterial?

Werkstückhalterung - Anodenmaterial?
12. Februar 2017 15:09
Hallo zusammen,

ich möchte mich demnächst auch mal an das Eloxieren wagen. Ich habe schon vieles (auch hier) über das Material der Kathode gelesen.. Sprich Edelstahl, Blei oder Titan. Meine Frage allerdings bezieht sich auf das Material, welches ich für das festhalten meines zu eloxierenden Werkstückes nehmen kann. Was ist hier zu empfehlen!?

Und wie sieht es eigentlich an den Stellen aus, wo mein Halter das Werkstück berührt.... ist dies später ebenfalls eingefärbt oder habe ich dort blanke Stellen?

viele Grüße
Andy


Re: Werkstückhalterung - Anodenmaterial?
13. Februar 2017 14:34
Hallo!

Andygraphy:
ich möchte mich demnächst auch mal an das Eloxieren wagen. Ich habe schon vieles (auch hier) über das Material der Kathode gelesen.. Sprich Edelstahl, Blei oder Titan.

Üblicherweise nimmt man Blei- oder auch Aluminiumblech. Wobei Aluminiumblech sich mit der Zeit (über Tage und Wochen) auflöst, man es also nach dem Eloxieren herausnehmen und spülen sollte. Blei hat den Vorteil, leicht biegbar zu sein. Edelstahl würde ich nicht empfehlen.
Titan kann man auch nehmen, aber das sind eigentlich unnötige Kosten.

Meine Frage allerdings bezieht sich auf das Material, welches ich für das festhalten meines zu eloxierenden Werkstückes nehmen kann. Was ist hier zu empfehlen!? Und wie sieht es eigentlich an den Stellen aus, wo mein Halter das Werkstück berührt.... ist dies später ebenfalls eingefärbt oder habe ich dort blanke Stellen?

Für die Werkstückaufhängung verwendet man im Bad üblicherweise nur (Rein-)titan. Gerade bei schwierig zu kontaktierenden Stücken verhilft einem die passable Federwirkung zu einem guten Kontakt. Das ist wichtig, weil die entstehende Eloxalschicht sehr hochohmig ist. Ein auch nur leicht springender Kontakt führt dann zu einem sofortigen Stromabriss!

Dort, wo kontaktiert wird, entsteht naturgemäß auch keine Eloxalschicht und so kann sich dort auch kein Farbstoff in Poren einlagern. Üblicherweise sind die Kontaktstellen aber nur sehr klein (punktförmig), so dass sie bspw. an Kanten nicht weiter auffallen.

Trotzdem ist man natürlich immer bestebt, die Kontaktpunkte so zu legen, dass man diese später nicht sieht - bspw, indem man eine Gewindebohrung nimmt, und dort eine Titanstange oder -schraube einschraubt: später sitzt in dem Gewinde üblicherweise wieder eine Schraube, so dass keine Kontaktstelle mehr sichtbar ist.

Außerdem hat man durch das angezogene Gewinde natürlich eine optimale Kontaktierung.

Mit freundlichen Grüßen,
Christoph Drube
Electronic Thingks



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 13. Februar 2017 14:35.
Re: Werkstückhalterung - Anodenmaterial?
14. Februar 2017 18:06
Vielen Dank für die Antwort.. Also alles was im Bad ist, sollte am besten aus (Rein-)Titan sein.. wie Sieht es außerhalb des Bades aus? Ist es da egal welches Metall man nimmt?

Und was wäre eine gute Alternative zu Titan im Bad? .. Titan ist ja leider nicht gerade günstig. Und falls doch titan... würde Titan Grade 5 ausreichend sein?

schöne Grüße
Andy



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 14. Februar 2017 18:17.
Re: Werkstückhalterung - Anodenmaterial?
14. Februar 2017 19:18
Hallo, Andy!

"Außerhalb des Bades" ist leider eine unscharfe Bezeichnung.
Neben oder unter dem Bad darfst Du alles verwenden, was den Strom ordentlich leitet, also auch blanke Messing- oder Kupferdrähte bzw. -schienen.
Über dem Bad (z.B. eine Kontaktierungsbrücke) kommt eigentlich nur Aluminium in Frage, weil Blei zu schwer und verformbar, Titan zu teuer ist. Keinesfalls darf über dem Bad Messing oder Kupfer verwendet werden! Während des Eloxiervorganges entstehen permanent Microspritzer aus Schwefelsäure und benetzen eventuell die Kontaktierungsbrücke. Wenn dann gelöstes Kupfer ins Bad tropft, gibt's bestenfalls lustige Effekte, aber keine Eloxalschicht mehr.

Eine GUTE Alternative zu Titan IM Bad gibt es nicht, nur den Notbehelf des Aluminiumdrahtes. Wenn Aluminium zur Kontaktierung verwendet wird, muss der Kontakt zwischen Werkstück und Kontaktierungsdraht/Schiene extrem fest und unverrückbar sein. Ein Kontaktierungsdraht aus Aluminium wird ja ebenso eloxiert und damit an der Oberfläche nichtleitend wie das Werkstück. Daher darf die Kontaktstelle sich keinesfalls verschieben (lassen).

Titan im Bad: Grade 1 bis Grade 2 ist gut, Grade 3 ist tolerierbar, alles drüber ist bereits zu "unrein". Grade 5 ist absolut ungeeignet, denn dieses Material ist gezielt ziemlich hoch mit u.a. Vanadium legiert und hat im Eloxalbad nichts zu suchen.
Obwohl die Grades 1-4 technisch allesamt als "Reintitan" gelten, wird in der Industrie für Eloxalanwendungen fast immer Grade 2 verwendet, nicht aber Grade 3 bzw. 4. Wird schon seinen Grund haben...

Grüße, Rudi

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Wenn Du sicher bist, richtig gemessen zu haben, miss nochmal!
Re: Werkstückhalterung - Anodenmaterial?
15. Februar 2017 18:06
Hallo Rudi,

vielen Dank für die Detailreiche Antwort! Könntet ihr mir vllt Onlinequellen nennen, woher ich Titan Grade 2 beziehen könnte?

VG
Andy
Re: Werkstückhalterung - Anodenmaterial?
15. Februar 2017 19:29
Hallo, Andy!

Naja, Du sitzt gewissermaßen an einer Quelle, denn hier im Shop findest Du unter "Eloxalzubehör" mehr Titan als Du vermutlich brauchen wirst. Ansonsten heißt es geduldig sein, ab und zu findet man im größten Online-Auktionshaus einige Angebote. Aber darauf achten, dass dezidiert "Titan Grade 2" angeboten wird! Viele Verkäufer haben von der Nomenklatur bei Titan keine Ahnung.
Übrigens: Titan ist überall sauteuer, das kommt vom furchtbar aufwändigen und energieintensiven Herstellungsprozess...

Grüße, Rudi

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Wenn Du sicher bist, richtig gemessen zu haben, miss nochmal!
Re: Werkstückhalterung - Anodenmaterial?
17. Februar 2017 21:13
Ich hab mit den Produkten hier aus dem Shop nur gute Erfahrungen gemacht, beim Titandraht würde ich verschiede Stärken bestellen,
mancher Draht lässt sich besser biegen, manchmal braucht man aber auch ein dickeren der nicht zu viel schwingt.

Als Kathode hab ich ein großes Stück Aluminium, das nach dem Eloxieren wieder aus dem Becken kommt.
Denn das Aluminium hält nur bedingt der Säure stand, und es wäre ja schade um die Arbeit die man reinsteckt.

In meinem Aufbau siehst du die Kathode, die Bodenfläche hab ich mit Löchern versehen so hab ich ein bisschen Strömung von den Bläschen die an
der Kathode entstehen, so konnte ich bisher auf eine aktive Umwälzung verzichten.

Gruß
Ti22 Bro´s Michael
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