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Eloxalschicht entfernen

Eloxalschicht entfernen
29. Oktober 2010 14:01
Hi

Ich suche Infos zum Entfernen einer vorhandenen Eloxalschicht. In einem anderen Thread in diesem Forum habe ich gelesen, dass dafür eine Ätznatron-Lösung (NaOH) von 50-300g/l verwendet werden kann, dass aber die Oberfläche schwarz anlaufen kann und diese Schicht nachher mit 10-20% Salpetersäure wieder entfernt werden muss.

An einem anderen Ort wurde empfohlen, sog. TSP (Trinatriumphosphat Na3PO4) zu verwenden, jedoch sind dort die Angaben zur Dosierung etwas schwammig ("use 1/2 cup of TSP per 1/2 gallon of hot water"), die Spanne von einer Ristretto- zu einer Milchkaffee-Tasse ist doch etwas gross...

Kann mir jemand sagen, welche der beiden Methoden generell vorzuziehen ist, und ob das Problem mit dem schwarz Anlaufen mit Natriumphosphat auch passiert? Hat jemand genauere Erfahrungswerte bezüglich der Dosierung für beide Lösungen? Wie kritisch ist die Temperatur des Bades? Ist bei einer naturfarbigen Eloxalschicht, wenn man das Werkstück im Bad beobachtet, gut zu erkennen, wann sie weg ist?

Welches ist schonender für das darunter liegende Alu? Irgendwo habe ich auch mal gelesen, dass es Bäder gebe, die nur die Eloxalschicht angreifen nicht aber das Alu darunter, weiss aber nicht, ob das dann wieder eine andere Lösung ist. Weiss das jemand?

Grüsse
Martin
Re: Eloxalschicht entfernen
30. Oktober 2010 23:45
Hallo Martin,

ich würde dir zum Abbeizen alter Eloxalschichten Natronlauge (150g NaOH / L H2O) empfehlen.
Zur Beschleunigung des Vorgangs kannst du die Lauge erwärmen (max. 50°C) - aber bitte immer vorsichtig! Ob die Teile beim Abbeizen schwarz anlaufen hängt von der Legierung ab. Du musst die Teile aber nicht mit Salpetersäure behandeln, die Schwarzfärbung verschwindet auch im Schwefelsäurebad ganz von allein. Dazu werden die Teile einfach ins Bad gehängt und der Strom erst angeschaltet wenn sich das Schwarz "aufgelöst" hat.

Das soll nicht heissen das die Spülung in Salpetersäure sinnlos ist. Die genauen chem. Vorgänge kann ich dir auch nicht erklären, die Salpetersäure löst, glaube ich, fremde Legierungsmetalle aus der Oberfläche. Nach meinen Versuchen kommt das der Färbung, vor allem bei hellen Farben zugute.

Zum Abbeizen mit Natriumphosphat kann ich nichts sagen, habe es noch nie probiert. Da Aluminiumoxid in allen (starken) Basen löslich ist, funktioniert es grundsätzlich.
Praktisch ist es aber nicht sinnvoll, glaube ich. NaOH ist billig und sehr einfach zu bekommen, Natriumphosphat eigentlich nur zu Apothekerpreisen oder als Mittel zur Heizungswasseraufbereitung, dann aber unrein/vermischt mit anderen Stoffen.


Zu deinen anderen Fragen: Die Konzentration des Bades ist relativ unkritisch, evtl. dauert es eben etwas länger. Bei ausreichender Dosierung (s.o.) merkst du sehr gut wann die Schicht weg ist und das Alu rauskommt, die Bildung von Wasserstoffblasen nimmt dann stark zu. Besser man beizt dann noch ein wenig weiter, denn Reste der alten Schicht verhindern die Bildung einer neuen zuverlässig.


Grüsse,

Thomas.
Re: Eloxalschicht entfernen
01. November 2010 09:23
Kleine Frage mal von mir.

Ist die Ermittlung des pH-Wertes ausreichend um festzustellen ob die Beize noch arbeitsfähig ist oder nicht?
Die Abtragsrate nimmt ja mit der Zeit ab und muss nachgestärkt werden. Für mich wäre interessant ob man einen Mindest-pH-Wert einstellen kann um ähnliche Beizergebnisse zu bekommen. Wichtig ist da die Durchlaufzeit je Vorgang.
Re: Eloxalschicht entfernen
03. November 2010 12:03
Hallo!

Zur Ausgangsfrage:
Ich würde NaOH empfehlen - eben weil es leicht beschaffbar und sehr preiswert ist. Außerdem ist es deutlich wirksamer als Natriumphosphat.

Die entstehenden schwärzlichen Schichten (wenn sie denn entstehen - hängt immer von der Legierung ab) lösen sich von selbst auch schon im Anodisierbar auf.
Salpersäure benötigt man nur bei einigen Legierungen, um (wie oben geschrieben) die Oberfläche von Fremdionen zu befreien oder gelagerte Eloxalschichten zu aktivieren.

Ein weiteres Problem bei TNP ist die Möglichkeit der Einschleppung von Phosphaten ins Anodisier- und insbesondere dann in die Farbbäder. Viele Farbstoffe reagieren auf Phosphate sehr empfindlich. Bei NaOH hat man nur das Natrium, welches unproblematisch ist. Die Hydroxidgruppe wird bei der Neutralisation zu Wasser :-)

Zur Frage der Ermittlung des Zustandes der Beize:
Durch den pH-wert wird sich das nicht ermitteln lassen, da auch "verbrauchte" Beizen noch einen sehr hohen pH-Wert aufweisen.
Limitierend für die Beizaktivität ist der Aluminiumgehalt der Beize. Diesen müsste man dann also durch entsprechende Titration ermitteln, was (zumindest für "chemisch Unbedarfte") leider aufwändig ist.

Mit freundlichen Grüßen,
Christoph Drube
Electronic Thingks



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 03. November 2010 12:04.
Re: Eloxalschicht entfernen
09. Juni 2019 11:30
Ich möchte gerne diesen Thread für eine Anfängerfrage hervorholen:
Ich möchte eine 15mikrometer starke, schwarz gefärbte, glanzeloxierte Schicht
entfernen. Dabei soll die unter der Schicht liegende Oberfläche wegen
des Schliffbildes möglichst wenig angegriffen werden. Das Material ist
wahrscheinlich EN AW 6060. Zeit spielt dabei keine Rolle.
Der Abbeizvorgang darf also dauern, um das Basismaterial zu sxhonen.
Gibt es eine Untergrenze für den PH-Wert und damit für die Verdünnung?
Oder könnte ich ein Teil auch theoretisch über eine Woche abbeizen?
Ist bei EN AW 6060 (nach meiner Erinnerung AlMgSi0,5) eine schwarzfärbung
zu erwarten . Denn natürlich sollen die Teile sofort aus dem Bad, sobald die
schwarzgefärbte Schicht runter ist...
Grüsse,
Glanzeloxal
Re: Eloxalschicht entfernen
09. Juni 2019 11:33
Ich möchte gerne diesen Thread für eine Anfängerfrage hervorholen:
Ich möchte eine 15mikrometer starke, schwarz gefärbte, glanzeloxierte Schicht
entfernen. Dabei soll die unter der Schicht liegende Oberfläche wegen
des Schliffbildes möglichst wenig angegriffen werden. Das Material ist
wahrscheinlich EN AW 6060. Zeit spielt dabei keine Rolle.
Der Abbeizvorgang darf also dauern, um das Basismaterial zu schonen.
Gibt es eine Untergrenze für den PH-Wert und damit für die Verdünnung?
Oder könnte ich ein Teil auch theoretisch über eine Woche abbeizen?
Ist bei EN AW 6060 (nach meiner Erinnerung AlMgSi0,5) eine schwarzfärbung
zu erwarten . Denn natürlich sollen die Teile sofort aus dem Bad, sobald die
schwarzgefärbte Schicht runter ist...
Grüsse,
Glanzeloxal
Re: Eloxalschicht entfernen
09. Juni 2019 11:49
Sorry fürs Doppelposting, irgendwie kann ich hier keine Beiträge entfernen...
Re: Eloxalschicht entfernen
11. Juni 2019 09:59
Glanzeloxal:
Dabei soll die unter der Schicht liegende Oberfläche wegen
des Schliffbildes möglichst wenig angegriffen werden.
Aus der polierten Oberfläche ist die schöne glänzende Schicht entstanden. Da liegt keine "Oberfläche" mehr drunter! Das heißt, dass Du nach dem Abbeizen sicher wieder glänzen wirst müssen!

Glanzeloxal:
Der Abbeizvorgang darf also dauern, um das Basismaterial zu sxhonen.
Da es nichts "zu schonen" gibt (siehe oben), darf es ruhig schnell gehen.

Glanzeloxal:
Ist bei EN AW 6060 (nach meiner Erinnerung AlMgSi0,5) eine schwarzfärbung
zu erwarten.
Schwarzfärbungen entstehen bei Legierungen mit Schwermetallanteilen (Kupfer, Zink, etc.). Bei der angegebenen Legierung wird wahrscheinlich keine Schwarzfärbung eintreten. Einfach einmal ein Abfallstück EN AW 6060 in Abbeizlösung legen...

Grüße, Rudi

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Wenn Du sicher bist, richtig gemessen zu haben, miss nochmal!
Re: Eloxalschicht entfernen
18. Juni 2019 15:51
Da es nichts "zu schonen" gibt (siehe oben), darf es ruhig schnell gehen.
Hallo Rudi,
danke für die Antwort.
Aber ich frage nicht umsonst nach einer schonenden Entfernung mittels einer dünner angerührten Natronlauge!
Denn es geht auch um Maßhaltigkeit. Und da habe ich dank "schnell-schnell" schon mal einem halben mm Schwund erlebt.
Da ich eine schwarze Eloxalschicht abbeize, habe ich einen wunderbaren Indikator für den Fortschritt des
Abtrags und könnte ziemlich genau arbeiten.

Also, kann ich auch z.B. mit 25g NaOH auf einen Liter Wasser noch enteloxieren?
Grüße,
Glanzeloxal
Re: Eloxalschicht entfernen
19. Juni 2019 22:43
Hallo, Glanzeloxal!

Vorweg: Empfohlen wird zur Schichtentfernung eine Konzentration von 50 g/l, es wird aber auch mit nur 25g /l funktionieren. Dauert halt länger, und die Lösung wird eher mit Aluminium gesättigt sein als eine höherprozentige Lauge. Aber bei ein paar Stücken wird davon nichts zu merken sein.
Es gibt jedoch ein anderes ABER: Niemand kann Dir garantieren, dass der Abtrag an jeder Stelle des Werkstückes gleich schnell und gleich wirksam ist. Es kann durchaus sein, dass die Schicht an irgendeiner Stelle dicker ist als anderswo, und schon liegt das Problem klar zutage: "Eigentlich" ist schon alles abgebeizt, nur ein kleiner schwarzer Fleck ist noch da. Wartest Du, bis auch der kleine Fleck schön silbrig glänzt, hat die Lauge nebenan bereits das reine Aluminium abgetragen. Damit sind die Begriffe "Genauigkeit" und "Maßhaltigkeit" ganz plötzlich zu Fremdwörtern geworden...
Ich weiß noch ein ABER: Die Farbe muss sich nicht zwingend am Boden der Pore befinden, sie kann sich zum Beispiel auch an den Wänden der Pore angelagert haben, weit oberhalb des Porengrundes. Dann ist beim Abbeizen zwar alles bereits farblos, die Poren (= die Schicht) aber erst zur Hälfte abgebeizt. Festzustellen, ob bereits Aluminium oder noch Aluminiumoxid vorliegt, ist zwar gewiss möglich, aber vermutlich ein bisschen aufwändig. Zeitraubend wird das allemal sein!
Es kann aber auch alles ganz wie gewünscht ablaufen. Auch hier ist ein Test dringend geraten.

liebe Grüße, Rudi

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Wenn Du sicher bist, richtig gemessen zu haben, miss nochmal!
Re: Eloxalschicht entfernen
02. Juli 2019 16:51
Hallo Rudi,
herzlichen Dank, deine Antwort hilft sehr viel weiter!
Grüße,
Glanzeloxal
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